Freitag, 4. Oktober 2019

Mach‘s noch einmal, Jack

Am Abend nach dem Flugtag: Let’s have an Air Show again ...
*Text: Monographie Fluegeldoktor, Erinnerungen an ein bewegtes Fliegerleben
Schon im späten Anflug auf unseren Platz, es war einer jener prall gefüllten Sonntage an denen wir unser Showprogramm im Kunstflug zeigen durften, sahen wir Dieter und seine esoterisch angehauchte Psychologin ganz vorne am Zaun stehen, und wir wußten, jetzt ist es endlich soweit. 


Wir waren in der Übergangszeit bis unser Palazzo am Flugplatz fertig gestellt und bewohnbar wurde, bei Dieter in Eikeloh zu Gast und haben dort oft übernachtet. Bei jedem Frühstück war es wiederholt das Thema: "Wann kann ich mal mit euch im Doppeldecker mitfliegen?" fragte die etwas blutarme und leidenschaftliche Avocado-Latte-Frühstücksfetischistin, Dieter's Freundin. Sie war aber eher scheu und wurde jedesmal ermuntert: "wenn du mitfliegen willst, einfach zum Flugplatz kommen, einsteigen, fliegen." Mit oder ohne Kunstflugprogramm, das wurde regelmäßig dialektisch diskutiert und nicht endgültig beantwortet. Na das wird man dann ja sehen, wenn's soweit ist.

Jetzt war es soweit. Bei unserem Standard-Anflugprocedure am Heimatflugplatz, damals noch geduldet: ... tief mit Vollgas über die Kneipe ... jeder hatte zeit sein Bier zu nehmen und raus zu gehen um die Landung aus ungewohnter Position zu verfolgen. Über Bord-Bord-Intercom bat ich Wingman Werner doch bitte die Dame nach der Landung vorne rein zu verfrachten, ich will den Motor gleich laufen lassen und schnell nochmal mit ihr raus. Wir hatten ein langes anstrengendes Wochenende hinter uns: Flugtags-Show-Programm eben - und jetzt nur noch den Flieger in die Halle und ab auf die Autobahn nach Berlin, so dachte ich.

"Hej, alles klar?"

Die Schöne ist schon vor dem take-off ganz blass. Es geht los. Pulle rein, Steigflug, nochmal - ein letztes Mal für diesen schönen Tag - das Programm:
Looping - Kubanische Acht - Rolle - .... und ich merke schon, Madame da vorne macht keine gute Figur... Der Körper scheint ohne Tonus in den Gurten zu hängen und schlaff mal in den Sitz gepreßt zu werden und dann mal wie eine Schweinehälfte abzuhängen über Kopf ...

"Alles Klar?" - Keine wirklich frische Reaktion.

Also - nur noch die zwei, drei Figuren - dann ist das Programm ohnehin durch und - ja mach ich mal eben noch - und drück den Linkstörn mit Juchhei ins luftakrobatische Loch senkrecht nach oben. Der Motor kotzt und steht kurz still, das Flugzeug dreht auf der Stelle wie in Zeitlupe, die Luftgeräusche sind in diesen Augenblicken verschwunden, der Vogel hängt klaglos für einen Moment in der Luft und - Madame geht es schlecht - Urlaute bahnen sich aus ihrem tiefstem Avocada Magen - das klingt nicht gut. Die Drehung endet mit erst einem langsamen "Nose-down", dann Sturzflug senkrecht nach unten. Nach dem Prinzip der Windmühle wird der Propeller gedreht, der Motor bellt wie blöde los und ich fange die Kiste beherzt ab und .... Stützatmung ist jetzt angesagt ...  und <pfffft> .... lande.

Oh je, was habe ich da angerichtet?

Madame ist hingerichtet und kann kaum noch auf eigenen Beinen stehen. Au weia. Das war nicht gut. So kann man keine Flugbegeisterung vermitteln.

Das ist ein schwarzer Tag im Leben eines Biplane-Stunt-Providers, kein Ruhmesblatt für einen Frauenversteher. Sorry.

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