Begegnungen im Alltag; zufällig und mit großer Tiefe.
Ich mag so was, wie letzte Woche.
Es war noch einmal Schnee gefallen in der Nacht. Wahrscheinlich das letzte Mal in diesem Winter. Die Taxe steht vor der Tür um mich zum Flughafen zu befördern. "Guten Morgen!" begrüßt mich eine aufgeräumte Kutscherin, "sie haben alles?" fragte sie umsorgend dezent wie eine Chefsekretärin," Ticket, Ausweis, Kreditkarten ..."
Meine dankende Anerkennung ihrer aufmerksamen Behandlung wegen nimmt sie zum Anlass mich ohne Punkt und Komma voll zu texten, während ich zunächst das Schlimmste aller belanglosen Gespräche befürchte. Nach der durchgängig festzustellenden Kopflosigkeit der Fahrgäste, die eine erfahrene Kutscherin natürlich kompetent beurteilen kann kommt das Gespräch auf das Wetter und die offensichtlich alles treibende Frage: Ist der Winter jetzt vorbei oder kommt er zurück?
Und da überrascht mich die Kutscherin. Sie schildert mit einer Liebe zum Detail das Treiben der Singvögel auf ihrem Balkon, vom eifrigen Nestbau des Meisenmännchen in diesen Tagen, ein untrügliches Zeichen für das Herannahen nicht nur seiner Frühlingsgefühle, sondern der passenden Jahreszeit dazu. Und diese Geschichten sind im Einzelfall sooo schön, ich kann dies leider nicht in der bezaubernden Form wiederholen, dass der Fahrgast miterlebt wie Meisengenerationen großgezogen und ihren Erstflug absolvieren und alles mit dem eifrigen Werben und Singen des Männchens beginnt, so wie in diesen Tagen.
Die Fahrt zum Flughafen vergeht im Flug.
"Wohin? .. Ja, ja Barcelona, in den Frühling ..."
Was kann ein Tag noch bieten, der mit einer solchen Taxifahrt beginnt?